Es ist kein Geheimnis, dass starkes Übergewicht auf der ganzen Welt ein wachsendes Problem darstellt. Was Sie aber vielleicht nicht wissen, ist, dass Übergewicht auch Ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Einer Studie zufolge werden beispielsweise 81,4 % der normalgewichtigen Frauen mit Kinderwunsch innerhalb von 12 Monaten spontan schwanger, während es bei Frauen mit starkem Übergewicht nur 66,4 % sind, was zum Teil auf einen seltenen oder ausbleibenden Eisprung zurückzuführen ist. Offensichtlich spielt auch das Fettverteilungsmuster eine besondere Rolle für die Fruchtbarkeit: Besonders das innere Bauchfett wirkt sich deutlich negativ auf den Zucker- und Fettstoffwechsel aus.

In diesem Beitrag erfahren Sie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie Übergewicht und seine Folgen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Außerdem erfahren Sie, was Sie jetzt tun können, wenn Sie betroffen sind.

Ungewollt kinderlos: Den Mann auf Prädiabetes untersuchen!

Viele Paare haben Schwierigkeiten, schwanger zu werden, aber die Ursache bleibt oft ein Rätsel. Neue Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass in einigen Fällen ein unentdeckter Fall von Prädiabetes daran schuld sein könnte. Prädiabetes liegt vor, wenn der Blutzuckerspiegel erhöht ist, der Betroffene aber noch keine Symptome zeigt. Doch bereits in diesem frühen Stadium können Nerven und Blutgefäße geschädigt werden. Das kann beim Mann zu Problemen mit der Potenz und der Fruchtbarkeit führen.

Obwohl Prädiabetes durch eine Änderung des Lebensstils und der Ernährung oft leicht zu beheben ist, wissen viele Männer einfach nichts von ihrem Zustand, bis es zu spät ist. Daher ist es für Männer, mit unerfülltem Kinderwunsch, wichtig, sich der Risiken von Prädiabetes bewusst zu sein und ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren zu lassen. Bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung kann es möglich sein, die Fruchtbarkeit zu bewahren und ungewollte Kinderlosigkeit zu vermeiden.

In meiner Privatpraxis biete ich zu diesem Zweck eine Stoffwechseluntersuchung an, um Prädiabetes zu erkennen, und eine Körperanalyse, um das innere Bauchfett zu bestimmen.

Übergewicht, Fruchtbarkeit, Insulin und die Hypothalamus-Hypophysen-Eierstock-Achse: so hängen sie zusammen

Übergewicht kann die Fruchtbarkeit stark beeinträchtigen und es für eine Frau schwierig machen, schwanger zu werden. Das liegt daran, dass Übergewicht das Zusammenspiel von Hypothalamus, Hypophyse und Eierstöcken stört. Jetzt erfahren Sie, warum das so ist und wie Ihr Insulinspiegel zu dieser Störung beitragen kann.

Übergewichtige Frauen haben oft Probleme mit einem erhöhten Insulinspiegel und einer Insulinresistenz. Insulin regt die Zellen in den Eierstöcken dazu an, viel von dem Sexualhormon Testosteron zu produzieren. Gleichzeitig hemmt Insulin die Produktion von Sexualhormon-bindendem Globulin in der Leber. Dadurch steigt die Konzentration von Androgenen, vor allem von freiverfügbarem Testosteron, an. Deswegen zeigen Frauen auch typisch männliches Behaarungsmuster (Bartwuchs, Glatzenbildung) und leiden häufig unter Pickeln und ausbleibender Monatsblutung.

Doch das ist noch nicht alles! In den Fettzellen werden nun die Androgene in Östrogene umgewandelt. Und das wiederum hemmt die Produktion von FSH (follikelstimulierendes Hormon). Zu wenig FSH führt dann zu einer Störung der Follikelbereitstellung und der Follikelreifung. Und das führt zu Unfruchtbarkeit.

Übergewicht hat also eine dramatische Auswirkungen auf Ihre Fruchtbarkeit. Deswegen sollten übergewichtige Frauen und Männer unbedingt Hilfe beim Abnehmen suchen, um ihre Gesundheit zu verbessern und ihre Chancen auf ein gesundes Baby zu erhöhen.

In meiner Gesundheitsberatung bin ich genau auf diese Situation spezialisiert und helfe Paaren, eine optimale Gesundheit zu erreichen, um eine gesunde Schwangerschaft zu ermöglichen und dem Baby den besten Start ins Leben zu geben.

Was sind Adipokine und was haben sie mit Ihrer Fruchtbarkeit zu tun?

Jede Frau, die schon einmal versucht hat, schwanger zu werden, weiß, dass die Fruchtbarkeit ein empfindliches Gleichgewicht ist. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass Adipokine, eine Gruppe hormonell aktiver Proteine aus dem Fettgewebe, eine Rolle dabei spielen können, dieses Gleichgewicht zu kippen.

Achtung, jetzt wird es etwas kompliziert. Doch ich versuche Ihnen die Zusammenhänge so einfach wie möglich zu erklären.

Zu den Adipokinen gehört Leptin. Und insbesondere Leptin scheint ein wichtiges Bindeglied zwischen Körpergewicht und Fortpflanzungsfunktion zu sein. Übergewicht führt zu erhöhten Leptinkonzentrationen. Dies führt dazu, dass unser Körper kompensatorisch die Konzentration an Rezeptoren für Leptin herunterreguliert. Und das Wiederrum kann zu einer Leptinresistenz im Gehirn führen.

Wie die Leptinresistenz den Eisprung verhindert und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt

Und wie trägt nun die Leptinresistenz zu Unfruchtbarkeit bei? Leptinresistenz verringert die LH-Ausschüttung. Und was ist LH? LH steht für luteinisierendes Hormon. Dieses Hormon ist wichtig für den Eisprung und die Entwicklung des Gelbkörpers. Haben wir nun zu wenig LH kann es zu einer Lutealphaseninsuffizienz führen und damit zum Ausbleiben des Eisprungs oder zur Schwäche des Gelbkörpers.

Aber auch das ist noch nicht alles! Zu hoher Leptinspiegel kann die Qualität der Eizellen, die Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut und die Einnistung der Eizellen beeinträchtigen. Mit anderen Worten: Wenn es um die Fruchtbarkeit geht, kann schon eine kleine Veränderung des Adipokinspiegels eine große Wirkung haben!

Wie Übergewicht durch chronische Entzündung die Fruchtbarkeit beeinflussen kann

Übergewicht geht häufig mit einer chronischen systemischen Entzündungsreaktion einher, die hauptsächlich vom viszeralen Fettgewebe (inneres Bauchfett) selbst ausgeht. Die Entzündung führt zu einer permanenten Überladung der Fettzellen mit Stoffwechselprodukten in deren Zellkraftwerken (Mitochondrien). Dies wiederum führt zu einem hohen Maß an oxidativem Stress, der zur Bildung reaktiver Sauerstoffverbindungen beiträgt. Letztlich endet dies mit einem “Selbstmord” der Fettzellen, der dazu führt, dass Immunzellen einwandern und Entzündungsmediatoren produzieren.

Diese Entzündungsmediatoren (TNF-α und IL-6) führen u.a. zu einer Funktionsstörung der Eierstöcke und Eizellen und setzen die Fruchtbarkeit herab. Die Anzahl der Entzündungszellen und damit das Ausmaß der Entzündung korreliert mit dem Grad der Fettleibigkeit. Deshalb ist es so wichtig, ein gesundes Gewicht zu halten.

Gewichtsabnahme ist eine wichtige Ursachenbehandlung bei ungewollter Kinderlosigkeit. In meiner Privatpraxis biete ich einen Check-up für Frauen mit Kinderwunsch, eine Stoffwechselbehandlung bei PCOS und ein Abnehmprogramm speziell für Frauen mit Übergewicht und unerfülltem Kinderwunsch an.

Quellen

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